Dienstag, 6. Mai 2014

„Die Komplexität des Web wird weiter wachsen“ Sevenval CTO Roland Gülle über die Anforderungen an Web Entwickler und erfolgreiche Online Projekte

Als CTO der Sevenval Technologies GmbH ist Roland Gülle federführend an internationalen e-Commerce und Webprojekten beteiligt. Sein Resümee im Rahmen des Vortrages auf dem Confare CIO & IT-Manager Summit: „Mobile First ist längst Realität“. Im Gespräch gibt uns Roland einen Einblick in die Erfolgsfaktoren von Web Projekten und auf die wichtigsten Trends für Web Entwickler.

Was sind Ihrer Erfahrung nach die Erfolgsfaktoren für ein erfolgreiches Web Projekt?

RG: Für den Erfolg ist das Verständnis für das Geschäftsmodell und die bestehende Informationsarchitektur entscheidend. Diese Vorgaben bestimmen unsere Konzeption der Gesamtlösung. Anschließend prüfen wir den Workflow des Kunden und leiten daraus die passenden Prozesse und Methoden ab. Damit ist die technische Entwicklung definiert. Auch den Betrieb und die Wartung des Web-Projekts passen wir den Arbeitsweisen des Kunden an.

Zweitens ist das unternehmerische Mitdenken ausschlaggebend für eine gute Zusammenarbeit. Aus Sicht der Sevenval Technologies ist ein Web-Projekt dann erfolgreich, wenn der Return on Investment schnell erreicht ist. Wir möchten, dass der Kunde sein Geld so schnell wie möglich zurückerhält. Viele IT- Dienstleister locken ihre Kunden mit niedrigen Anfangskosten. Unsere Erfahrungswerte sind jedoch, dass bis zu 80% der Betriebs- und Wartungskosten durch den Einsatz der richtigen Technologie gespart werden können. Diese erhöht die initialen Kosten, spart aber langfristig ein Vielfaches des anfänglichen Aufpreises. Mit Hilfe unserer Technik erzielen unsere Kunden außerdem in der Regel rund 20% mehr Umsatz, da wir die Ladezeiten der Webseite für alle Geräte drastisch verringern und die Nutzerfreundlichkeit erhöhen. Zudem sind unsere Kunden mit ihrem neuen Webauftritt 30% schneller am Markt.  Diese drei Faktoren – Performance, Time-to-Market und Total Cost of Ownership – sorgen für einen kundenfreundlichen Return on Investment.

Was bedeutet Mobile First in der Praxis?

RG: "Mobile First" ist leider zu einem Buzzword verkommen, bedeutet aber in der Praxis, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Den Hype um „Mobile First“ kann man also auch ganz gelassen mit „Keep it simple“ übersetzen. Diese Reduktion lässt sich von einer mobilen auf die Desktop-Version eines Webangebots übertragen. Für beide Angebote gilt: Der Informationswert sollte im Vordergrund stehen. Inhalte, die auf der Desktop-Version zur Verfügung stehen, bei der mobilen Version auszublenden, halte ich daher für falsch. Entweder ist die Information sinnvoll oder nicht. Im ersten Fall sollten sie auf beiden Geräten zu sehen sein, im zweiten Fall gar nicht.

Content-Portale nach dem Prinzip „Wird schon was dabei sein“ sind ein Überbleibsel der Pre-Mobile-Ära. Das bekannteste Beispiel ist Yahoo, die mit Imageproblemen kämpfen, weil die Nutzer die Konzentration auf das Wesentliche als Merkmal des mobilen Webs zu schätzen wissen. Entscheidern empfehle ich daher, Mobile als Mainstream anzusehen.

Welche Anforderungen ergeben sich daraus für Web-Entwickler?

RG: Die Maßgabe, die wir unseren Kunden vermitteln, lautet: „Prepare for constant change.“ Das mobile Web ist technologisch ständig im Wandel. Wir reden von „The Moving Web“ als Anspielung auf die schnellen Veränderungen in der Client Landschaft und bei Frontend Technologien. Jahrelang stand das Web still, wodurch Innovationen wie Adobe Flash oder Microsoft Silverlight entstanden sind, die als Innovationstreiber angesehen wurden. Heute sind Veränderungen die neue Konstante. Webbrowser, Betriebssysteme und technische Standards bringen ständig Updates mit sich, die obendrein fortlaufend ausgeliefert werden. Es gibt keinen Ist-Zustand mehr für Webprojekte. Dies müssen wir erkennen, als Chance sehen und eine Lösung darauf vorbereiten.

Bei größeren Projekten geht es in der Regel darum, eine existierende und fragmentierte Architektur an den Ist-Stand der Frontend-Innovationen anzupassen.

Unabhängig von Features und Ist-Stand müssen Web-Entwickler hier die Methodiken und Prozesse verändern, um neue Frontend Technologien einfach integrieren zu können. Automatisierung von Prozessketten und die Auswahl der richtigen Tools für die optimale Experience rückt in den Vordergrund. Beherrschbarkeit und Methodik löst Features am Frontend ab, für die zukünftige Planung und Realisierung von Web Projekten. Nur dann werden sie die zunehmende Komplexität beherrschen können.

Welche Entwicklungen werden das Netz in den nächsten Jahren bewegen?

RG: Die Komplexität des Web wächst weiter. Zum Beispiel wird HTTP 2.0 den Status Quo der Frontend Optimization verändern. Das Problem der schnellen Frontend-Innovation und langsamen Backend-Entwicklungen wird sich ebenfalls verschärfen. Komplexe integrierte Systeme werden immer eine schwerfälligere Lösung darstellen und sind aus unserer Sicht diesen Anforderungen nicht gewachsen.
Die Lösung ist die Konzentration auf die Kernkompetenz von CMS oder E-Commerce Systemen und deren Prozessen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite schaffen dedizierte Frontend-Layer wie unsere Software Produkte die notwendige Dynamik und Flexibilität am Frontend. Hier sind auch die non-functional Requirements wie Hochverfügbarkeit, Security und Qualität einer Infrastruktur-Komponente zu beachten.
Wir müssen uns entscheiden: Versuchen wir im Backend die gleiche Geschwindigkeit zu gehen?
Oder wollen wir diesen Status akzeptieren und mehr Dynamik über Frontend-Layer realisieren?

 Referenzbeispiele zu erfolgreichen Projekten von Sevenval kann man hier finden:
http://www.sevenval.com/#references

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